Kategorie: Laulaus Life

  • Kliniknächte

    Kliniknächte

    Die erste Woche hier in der Klinik war in Sachen Schlaf eine echte Herausforderung. Ich habe kaum ein Auge zugetan, ständig lag ich wach, mein Kopf voll mit Gedanken. Mittlerweile klappt das Einschlafen besser – meistens zumindest. Doch dann gibt es Nächte wie diese Woche, in denen es einfach nicht funktionieren will.

    In solchen Momenten vermisse ich ein Einzelzimmer besonders. Zwar versuche ich immer noch, irgendwie ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, aber wenn das nicht gelingt, schnappe ich mir ein Buch oder setze mich an den Laptop. Letzteres ist in einem Zweibettzimmer jedoch nicht ganz so einfach: Meine Zimmernachbarin reagiert empfindlich auf Licht und Geräusche. Also ist es für mich zur Routine geworden, mich leise aus dem Zimmer zu schleichen und im Aufenthaltsraum weiterzumachen – lesend, tippend, wartend auf Ruhe im Kopf.

    Manche Nächte, wie die von Montag auf Dienstag, lassen sich nicht greifen. Ich weiß dann einfach nicht, was mich wachhält. Und dann gibt es Nächte wie die letzte – da ist es ganz klar. Ich bin ein Mensch, der an Routinen hängt. Wenn jemand, der mir wichtig ist, sich plötzlich länger nicht meldet – gerade abends nicht auf eine „Gute Nacht“-Nachricht reagiert – dann bringt mich das aus dem Gleichgewicht. Nicht, weil ich denke, etwas falsch gemacht zu haben. Sondern weil ich mich frage, ob der Person etwas passiert ist. Diese Sorgen lassen mich nicht schlafen. Und so war meine Nacht um 3:30 Uhr nach gerade mal zweieinhalb Stunden endgültig vorbei.

    Ich weiß, wie wichtig Schlaf für meine Genesung ist. Ich habe sogar die Möglichkeit, bei Bedarf Schlafmittel zu bekommen – nur bringen die mir wenig, wenn ich gar nicht erst müde werde. Zwar helfen sie beim Durchschlafen, aber eben nicht beim Einschlafen. Und ja, vielleicht ist mein Koffeinkonsum nicht gerade hilfreich. Aber ohne Kaffee oder Energy bin ich irgendwann unausstehlich – und das möchte ich wirklich niemandem antun.

    Gerade hoffe ich einfach, dass die kommenden Nächte wieder besser werden. Dass ich mehr schlafe – oder zumindest nachts schlafe – und tagsüber wieder mehr mitbekomme. Ob das klappt, wird sich zeigen. Bis dahin versuche ich es vielleicht doch mal mit Tee statt Kaffee. Ein Anfang ist ein Anfang.

  • Gute Tage – schlechte Tage

    Gute Tage – schlechte Tage

    In der Klinik war für mich heute kein guter Tag. Ich habe von gestern auf heute schlecht geschlafen und die halbe Nacht geweint auf Grund von Zukunftsängsten. Es fällt mir schon den gesamten Tag schwer einfach im Jetzt zu bleiben und mich auf mich zu konzentrieren. Nicht auf die Sorgen um meine Zukunft, sondern was mein Körper jetzt im Moment benötigt.

    Obwohl die guten Tage überwogen haben in letzter Zeit machen mir die schlechten Tage mehr zu schaffen. Ich schaffe es mich auf die guten Tage zu fokussieren, so lange bis ich alleine bin. Ich kann aktuell einfach nicht alleine sein. Solange ich unter Menschen bin ist alles fine, doch kaum bin ich alleine kommen die Gedanken hoch und ich bekomme Panik. Was wenn ich dem Druck nicht standhalten kann? Doch warum setze ich mich selbst überhaupt so unter Druck?

    Ich habe das Gefühl, dass ich unproduktiv bin, weil ich mich auf nichts konzentrieren kann… Ich kann gerade nicht lesen, das Schreiben fällt mir schwer und auch die Aufmerksamkeit bei anderen Personen zu belassen ist sehr schwierig. Ich schaffe es nicht einmal mir selbst die Aufmerksamkeit zu schenken, die mein Körper und Geist benötigen, da ist es dann umso schwerer diese Anderen zu geben.

    Doch was wichtig ist, auch wenn es nicht leicht ist zu verinnerlichen: Es ist okay. Es ist okay, dass es mir auch mal nicht gut geht. Es ist okay auch mal einen Tag lang keine Kraft zu haben. Die Therapien rauben einem genug Kraft, da hat man einfach manchmal Tage an denen man sich zu schwach fühlt etwas zu tun. Tage an denen der Körper vielleicht auch nur schlafen will.

    Es ist okay auch mal seinen Freunden abzusagen, weil man gerade keine Kapazität hat. Das bedeutet noch lange nicht, dass man selbst keine Lust auf die Freunde hätte. Doch manchmal ist es einfach schon anstrengend genug zu atmen, da muss man dann nicht auch noch reden.

  • Laulaus.Life

    Laulaus.Life

    Die ersten vier Wochen in der Psychosomatik sind vorbei. Leicht ist definitiv das falsche Wort – und doch bin ich sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe, herzukommen. Ich habe für mich festgestellt: Das Schreiben allein reicht mir zurzeit nicht mehr aus.


    Ankommen – oder auch nicht

    Die erste Woche war mit Abstand die schlimmste. Nicht, weil ich keinen Anschluss gefunden hätte – im Gegenteil. Ich konnte nur einfach nicht schlafen. Ich habe es vermisst, zuhause einzuschlafen, wollte mich am liebsten die ganze Zeit verkriechen und mit niemandem reden.

    Zum Glück habe ich eine wirklich tolle Zimmernachbarin. Sie hat es geschafft, mich zu motivieren. Es hilft mir sehr, dass wir uns gut verstehen, aber gleichzeitig wissen: Wir sind hier für uns – nicht füreinander.


    Grenzen setzen – und sie überhaupt erst erkennen

    Es ist nicht leicht, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Ich bin sogar ziemlich gut darin geworden, sie komplett zu ignorieren: Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Schwindel – egal, ich muss ja funktionieren. So lange, bis mich mein Körper zum Stillstand zwingt.

    Als zusätzlich zur Erschöpfung auch noch Übelkeit dazukam, habe ich mir endlich Hilfe gesucht – und bin auf Station P31 gelandet. Mein erster stationärer Aufenthalt. Meine erste Therapie.


    Mein Kopf war leer – und doch voll

    Schon seit fast einem Jahr nehme ich Antidepressiva. Trotzdem ging es mir zwischen Februar und Mai so schlecht, dass ich mich auf keines meiner Buchprojekte konzentrieren konnte.

    In dieser Zeit ist jedoch „Mein Kopf ist leer“ entstanden – mein erstes Buch. Ich glaube, keines wird jemals wieder so persönlich sein. Schmerzen, Ängste, Freude und Freunde – alles hat darin Platz. Auch meine Vergangenheit.


    Zurück zum Schreiben – und mehr

    In den letzten vier Wochen habe ich gemerkt, dass mein Kopf wieder freier ist. Ich kann wieder schreiben. Ich habe Ideen. Ich freue mich, dass ich euch wieder mitnehmen kann – in den Schreibprozess und ein Stück weit auch in meine Reise durch die Klinik.


    Ängste vor dem Start

    Vor der Klinik hatte ich massive Panik. Ich hatte Angst, keinen Anschluss zu finden. Ich habe mich gefragt, ob ich jemandem den Platz wegnehme, der ihn vielleicht mehr braucht als ich.

    Aber genau von diesem Gedanken muss ich weg. Und die letzten vier Wochen haben mir geholfen, das zu verstehen: Ja, viele brauchen Hilfe – aber niemand hat mehr oder weniger Anspruch auf einen Therapieplatz.


    Therapie ist nicht gleich Therapie

    Nicht jede Therapieform passt zu mir. In meinem Plan ist viel Bewegung vorgesehen, was ich wegen meines Lipödems nicht immer mitmachen kann. Dafür hätte ich anfangs nie gedacht, dass mir Kreativ-Therapie so viel bringt – aber genau dort nehme ich am meisten mit.


    Und wie geht es weiter?

    Ich werde wohl noch eine Weile in der Klinik bleiben. Natürlich ist es schwer, nicht zuhause zu sein. Aber ich weiß: Ich bin auf dem richtigen Weg.